Die Samen werden aus einer reifen Frucht entnommen und sorgfältig vom umgebenden
Arillusgewebe/Pulpa befreit. Das geht am besten im Sieb unter fließendem Wasser, zwischen
Küchenkrepp oder durch Abrieb in Sand. Bereits getrocknete Samen können 24 h vor der Aussaat
im Fruchtsaft bei Raumtemperatur eingeweicht werden, um die Samen aus der Keimruhe zu holen.
Ist noch Arillusgewebe vorhanden, entfernt man dieses. Einige Samen sollten darüberhinaus
stratifiziert werden (Stratifikation der Samen australischer Arten).
Passionsblumensamen sollten nicht angerauht werden, dadurch werden Eintrittspforten für
Pilze geschaffen.
Kokosquellsubstrat wird mit Wasser zum Quellen gebracht und danach einige Minuten in der
Mikrowelle gekocht um eventuelle Trauermückenlarven abzutöten. Nach dem Abkühlen wird das
Kokohum so weit ausgewrungen, dass das Substrat feucht, jedoch nicht nass ist. Für die Aussaat
eignen sich auch Aussaaterde oder reines Perlite.
Ein verschließbares klares Gefäß wird erst mit 1 cm Perlite als Drainage und dann mit dem
Kokohum/Aussaaterde gefüllt. Die Samen werden nur leicht ins Substrat gedrückt, sodass sie mit
etwa 0,5 cm Substrat bedeckt sind.
Das Gefäß wird verschlossen und bei 25-28°C aufgestellt.
Die Aussaat sollte alle paar Tage kontrolliert werden, damit bereits gekeimte Samen nicht an
die Decke stoßen. Falls das Substrat oberflächlich antrocknet, besprüht man das Substrat mit
einem Blumensprüher.
Jetzt heißt es: Geduld! Es lässt sich schlecht vorhersagen, wie lange die Samen bis zur
Keimung brauchen. Frische Samen keimen meist innerhalb der ersten 4 Wochen. Ältere Samen
können bis zu 1 Jahr Wartezeit benötigen. Manchmal keimen Samen sogar auf dem Kompost, wenn
man selber schon die Hoffnung aufgegeben hat.
Sobald die ersten Samen keimen, wird der Deckel geöffnet und die Sämlinge sehr hell
(Zusatzbeleuchtung oder Südfenster, im Freien schattig) aufgestellt. Falls nicht alle Samen
gleichzeitig keimen, können bereits gekeimte direkt pikiert werden.
Sämlinge sollten generell nicht zu lange im Zimmergewächshaus (ZGH) stehen. Gewöhnen
sie sich erstmal an die feuchtwarme Atmosphäre, fällt ihnen die Umstellung auf das Raumklima
schwer und sie welken beim pikieren.
Um junge Sämlinge vor Trauermücken zu schützen, kann man eine blickdichte Schicht
Quarzsand auf die Erde streuen. Dies hindert die adulten Tiere an der Eiablage in das Substrat.
Gelbtafeln sollten in der Nähe der Sämlinge auch nicht fehlen, um einen möglichen Befall schnell zu
erkennen. Alternativ kann man ins Sprühwasser (bei jungen Pflanzen besprühe ich die Pflanze statt
zu gießen) Axoris Insektenfrei - Gießmittel, Neudomück usw. geben.
Passionsblumensamen keimen am zuverlässigsten, wenn sie frisch sind. Das Arillusgewebe
sollte immer entfernt werden, auf die Keimung wirkt es sich hemmend aus.
Wenn eigene Früchte kurz vor der Reife abfallen, kann es sich lohnen, diese einige Tage
liegen zu lassen, damit eine Nachreife erfolgen kann. Muss man eine Frucht beim winterlichen
Rückschnitt entfernen, so kann man sie mitsamt ca. 30 cm langer Ranke in eine Vase stellen und
weiter ausreifen lassen. Gelegentlich klappt es.
Beim Tausch und Kauf von Samen ist Vorsicht geboten: oft werden von unwissenden oder
unseriösen Verkäufern Samen von Hybriden oder Selektionen angeboten. Hybriden/Selektionen
können jedoch ausschließlich vegetativ (Stecklingsvermehrung), nicht jedoch generativ (Aussaat)
vermehrt werden. Häufig werden einem auch Samen von P. morifolia, edulis oder ligularis als
exotische Arten untergejubelt.
Beim Aussäen ist das a und o die ordentliche Beschriftung, da die meisten Passionsblumen
nur durch die Blüte zuverlässig bestimmt werden können. Bis zur ersten Blüte können jedoch
mehrere Jahre vergehen. Die Beschriftung sollte enthalten
•
Name (Art oder Kreuzung)
•
Herkunft (Tausch, Kauf, Ernte)
•
Datum
•
Anzahl gesäter Samen
Bei unbekannten Samen sollte man ein Foto machen, dies erleichtert die spätere
Bestimmung.
Spätestens mit dem zweiten richtigen Blatt ab den Keimblättern sollte die junge Pflanze in
leicht vorgedüngte Erde gesetzt werden. Achtung: handelsübliche Erden werden meist mit einer
Startdüngung versetzt, diese nicht weiter aufdüngen. Nach dem Pikieren wird das Pflänzchen eine
Weile oberirdisch nicht mehr wachsen aber dafür Wurzeln bilden. Außerdem neigen edulis-
Aussaaten dazu, zwischen dem 5. und 10. Blatt eine längere Wachstumspause einzulegen. In
dieser Zeit nicht verzweifeln und schon gar nicht an der Pflanze herumschneiden oder buddeln. Sie
wird diese Pause ab dem 1. Meter mit einem zügigen Wachstum aufholen.
Frisch aus der Frucht entnommene Samen keimen innerhalb der ersten 2-3 Wochen. Einmal
für wenige Tage getrocknet, verlängert sich die Keimzeit um weitere 3-5 Wochen. Länger gelagerte
Samen können dann entsprechend ein ganzes Jahr brauchen und erst nach und nach werden
Samen keimen. Diese sog. Dormanz ist ein Mechanismus zum Schutz der Arterhaltung, damit die
Keimlinge im Falle einer ungünstigen Witterung nicht alle gleichzeitig sterben.
Passionsblumen keimen bei Temperaturen zwischen 25-30°C. Wenn nach mehreren Monaten
dennoch keine Keimung erfolgt, kann es helfen, die Temperatur einige Tage auf 15°C abzusenken
und danach wieder zu erwärmen. Entgegen häufiger Behauptungen habe ich die Erfahrung
gemacht, dass zwischenzeitliches Austrocknen der Samen sich nicht negativ auf die Keimung
auswirkt. Im Gegenteil, oft genug triggerte dies die Keimung. So konnte ich bei meinen eigenen
Aussaaten immer wieder beobachten, dass vernachlässigte Zimmergewächshäuser mit
vertrocknetem Substrat beim erneuten Gießen und warm stellen innerhalb weniger Tage zu kleinen
Erfolgen führte. Dies wird wohl auch mit den natürlichen Bedingungen übereinstimmen. Nur selten
wird es in der freien Natur wohl so konstante Konditionen geben, wie sie von uns künstlich
geschaffen werden.
Update: nach über 14 Monaten ist bei mir eine P. amethystina und nach 17 Monaten P.
cincinnata gekeimt. Bei beiden Sämlingen handelte es sich um eine Aussaat von 2011,
welche zwischenzeitlich mehrfach durchgetrocknet war.
Reife Frucht - P. samoensis
Samen von P. herbertiana
Kokohum, hitzesterilisiert
Junger Sämling von P. miniata
P. caeruela, noch ungelappte Blätter
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